IVM Performance Juni 2023

IVM-Jahreshaupt-versammlung in Berlin

Die zweitägige Tagung des Industrie-Verbandes Motorrad (IVM) in Berlin steht für Kontinuität und Wandel im Präsidium. Und für große Mobilitäts-Fachthemen wie Fahrerlaubnisrecht, EU-Batterieverordnung oder die Helmnorm 22.06.

Gruppenfoto JHV 2023

Der IVM hat während seiner Jahreshauptversammlung am 24. und 25. Mai turnusgemäß ein neues Präsidium gewählt. Die sogenannten ordentlichen Mitglieder (Fahrzeughersteller und -Importeure) wählten Henning Putzke, BMW Motorrad, in seine 3. Amtszeit als IVM-Präsident. Jürgen Höpker-Seibert, Kawasaki Motors Europe N.V., wurde erneut ins Präsidium gewählt und bekleidet die Position des 1. Vizepräsidenten.

 

Marcel Driessen, Yamaha Motor Europa N.V., wurde erstmals ins IVM-Präsidium gewählt, da Jan Breckwoldt sein Unternehmen und damit die Vorstandsposition im IVM verlassen hatte. 

Auch die fördernden Mitglieder (Helme, Bekleidung, Schmierstoffe, Teile und Zubehör) wählten einen neuen Vertreter ins Präsidium, da Präsidiumsmitglied Ronald Kabella ebenfalls sein Unternehmen verlassen hatte, um eine neue Führungsposition in Australien anzunehmen. Die Wahl fiel auf André Walek, 2Ride Germany (Nolan, X-Light, Shark, Bering u.a.), der von dem Neumitglied Detlev Louis Motorradvertriebs GmbH vorgeschlagen wurde. Nico Frey und Achim Wulf von Detlev Louis wurden erstmalig im Kreis des IVM begrüßt.

 

Urbane Mobilität auf zwei Rädern

Als herausragend gute politische Maßnahme zum exakt richtigen Zeitpunkt wurde die Einführung der Pkw-Führerscheinerweiterung B196 bewertet. Direkt zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 wurde das 125-er Segment und die damit in dieser Zeit so überaus wichtige individuelle Mobilität nachhaltig gestützt. 185.366 B196-Erweiterungen wurden in den ersten drei Jahre Jahren nach der Einführung erteilt, 73,9 Prozent entfielen auf Männer, 26,1 Prozent auf Frauen. Daraus resultierten 91.781 Neuzulassungen in diesem Segment der 125-er (L3e-A1) mit 23,5 Prozent Neuzulassungen auf Frauen und 76,5 Prozent auf Männer.   

 

Einer der wichtigsten Punkte der 4. Europäischen Führerscheindirektive ist die geplante gegenseitigen Anerkennung nationaler Optionen. Diese kann aber nur gelten, wenn die jeweiligen Optionen – wie z.B. B196 – auch im anderen Land angewendet werden. So ist der B196 derzeit noch auf Deutschland beschränkt, könnte aber zukünftig im Rahmen gegenseitiger Anerkennung z. B. auf Frankreich und Österreich ausgedehnt werden – nicht aber auf die Niederlande, da es dort eine entsprechende Regelung nicht gibt.

 

Batterien werden das Benzin der Zukunft

Waren Batterien an Motorrädern und Rollern lange Zeit lediglich relativ leichte Versorgungsspeicher zum Anlassen des Verbrennungsmotors und Betrieb der elektrischen Abnehmer, wandelt sich die Batterie mehr und mehr zum Antriebsenergielieferanten der Fahrzeuge.

Batterien und ihre Speicherleistung rücken in den Fokus der Fahrzeugentwicklung – Reichweiten im reinen Strombetrieb werden zum Verkaufsargument, bei Autos sicherlich stärker als bei Rollern und Motorrädern.

 

Aktueller Anlass, um dieses Thema in der IVM-Jahreshauptversammlung zu präsentieren, ist die neue EU-Batterieverordnung, deren Gültigkeit mit der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in allen 27 Mitgliedsstaaten kurz bevorsteht.  

 

Hintergrund der neuen Aktivität ist der Green Deal der EU. Zur Umsetzung der Elektrifizierung von Mobilität bedarf es nachhaltiger Speichermöglichkeiten mit europaweiter Harmonisierung der Anforderungen. Bisher regeln viele nationale Einzelvorschriften bis hin zu einem umfangreichen deutschen Batteriegesetz mit Registrierungspflicht die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb des bereits im Jahr 1800 von Alessandro Volta erfundene Speichermediums.

 

Neue Norm für Helme sorgt für Verwirrung

Ein Gerücht, das für Verwirrung im Handel und bei Verbrauchern sorgte, konnte der IVM während der zweitägigen Tagung in Berlin nochmals klarstellen. Auslöser war die neue Norm UN ECE-R in der Version 22.06. Diverse Online- und Presseveröffentlichungen wollten von einem Verkaufsverbot von Helmen der Vorgänger-Version 22.05 gehört haben. „Dem ist definitiv nicht so“, betonte Dipl. Ing. Christoph Gatzweiler, beim IVM für alle technischen Fragen zuständig. Das Bundesverkehrsministerium hat demnach bereits kundgetan, von einem optionalen Verkaufsverbot der Helme älterer Norm-Version keinen Gebrauch zu machen.

 

Politischer Abend

Der politische Abend auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Michael Thews (SPD) drehte sich um das Thema moderne Zweiradmobilität. Bundestagsabgeordnete von SPD und FDP erwiesen sich als kompetente Gesprächspartner. Und die unbestreitbaren Vorteile motorisierter Zweiräder - ob konventionell oder elektrisch angetrieben - in urbanen Ballungsräumen muss man in der chronisch „verstopften“ Metropole Berlin niemandem erklären. Die Gespräche im Reichstagsgebäude, dem Sitz des Deutschen Bundestags, waren für Industrie- und Politikvertreter konstruktiv und auf Mobilitätsperspektiven ausgerichtet.

 

Den politischen Vertretern ist die positive Gesamtsituation unserer Branche nicht entgangen - das individuelle Erlebnis, Motorrad und Roller zu fahren, hat in der Pandemie an Attraktivität gewonnen. Ein gut aufgestellter Verband und eine gesunde Branche konnten sich im verbands- und verkehrspolitischen Dialog selbstbewusst einbringen.

Das neu gewählte IVM-Präsidium mit dem IVM-Hauptgeschäftsführer:
v.l.n.r. Reiner Brendicke (Hauptgeschäftsführer IVM) André Walek (2Ride Germany GmbH), Jürgen Höpker-Seibert (Kawasaki Motors Europe N.V.), Henning Putzke (BMW Motorrad) und Marcel Driessen (Yamaha Motor Europe N.V.)